Bericht der Schwäbischen Zeitung (Thomas Schlichte): Der HCL Vogt hat das Derby in der Handball-Bezirksliga gegen die Ravensburg Rams mit 24:22 gewonnen. Dabei sah es bis kurz vor Schluss nach einem Sieg für die Gäste aus, die zur Halbzeit mit 14:10 und in der 46. Minute noch immer mit 20:17 führten.
Nach hart umkämpften Minuten waren es in der Vogter Allgäutorhalle aber nicht die Ravensburg Rams, die mit ihren Fans feierten. Stattdessen ertönte: „Wer nicht hüpft, der ist kein Vogter!“ Und das, obwohl der TSB bis zur 53. Minute den Ton angegeben hatte. Angeführt von Moritz Ewert (sieben Tore) und einer gut sortierten Deckung um Abwehrchef Maximilian Ober gab der TSB die Schlagzahl vor und konnte sich dazu auf Torwart Jakob Weißhaar verlassen. Beim Stand von 3:7 in der 14. Minute reagierte HCL-Trainer Ivan Culjak mit einer Auszeit.
Nach dieser kleinen taktischen Unterbrechung spielten die Gastgeber ihre ohnehin schon recht offensive 5:1-Deckung um den vorgezogenen Valentin Kernbach noch aggressiver. Dies führte dazu, dass sich die TSB-Handballer nicht noch weiter absetzten. Es blieb bei drei bis vier Toren Differenz. TSB-Trainer Manuel Kuttler nutzte die Pause auch dazu, sich um das Wohlbefinden bei Noah Fiederle zu erkundigen. Der HCL-Torwart verdrehte sich in der Anfangsphase bei einer Abwehraktion unglücklich das Knie. Mit Eisbeutel und enttäuschter Miene verfolgte Fiederle das Geschehen auf dem Feld und wurde dort von Dominik Schmucker ersetzt. Dieser sollte später in der Crunchtime wichtige Bälle wegfischen.
Den Rams merkte man in der zweiten Halbzeit langsam den Kräfteverschleiß an. Kuttler hatte nur acht Feldspieler im Aufgebot – Vogt hatte derweil einen vollen Kader mit 14 Mann aufgeboten und spielte diesen Vorteil zur Freude ihrer Fans allmählich aus. Der TSB agierte am eigenen Kreis etwas sorgloser, die technischen Fehler häuften sich und Schmucker parierte – in der 51. Minute hieß es 20:20 und die Halle tobte. „Hallo Südtribüne, hallo Nordtribüne!“ skandierten die HCL-Fans, die dieses Mal neben den Fußballern des SV Vogt auch aus einer Abordnung des TV Weingarten bestanden. Gemeinsam peitschen sie das Kellerkind der Bezirksliga nach vorne, während dem Kontrahenten die Puste ausging.
Als Manuel Khater in der 58. Minute auf 22:21 stellte und Marco Pilz nach einer weiteren Auszeit per Siebenmeter auf 23:21 erhöhte, war die Vorentscheidung gefallen und die Halle stand Kopf. Kurz darauf war der 24:22-Heimerfolg für Vogt Realität, während im Ravensburger Lager die Enttäuschung nicht zu übersehen war. „Derbysieger, Derbysieger – hey, hey!“, skandierten die tanzenden HCL-Spieler, Betreuer und Fans. „Uns ist hinten raus einfach die Puste ausgegangen, weil uns die Alternativen gefehlt haben“, sagte Kuttler. „Ich muss meinen Jungs ein großes Kompliment machen. Wir haben alles gegeben und hatten nach 16 Minuten gerade einmal drei Gegentreffer. Am Ende waren aber alle am Pumpen.“ Kuttler musste aber eingestehen: „Wir dürfen das so nicht hergeben. Wir müssen wohl an unserer Kondition arbeiten.“ Besser gelaunt war Vogts Trainer Ivan Culjak. „Ob dieser Sieg, in dem es ums Prestige ging, eine Auswirkung auf die Tabelle hat, ist nicht vordergründig für uns. Unser Team wird zur neuen Saison – egal, in welcher Liga – ohnehin wieder ein anderes Gesicht haben.“ Der HCL-Trainer wusste, dass sein Team wegen des größeren Kaders „hinten raus mehr Körner“ haben würden. „Und dieses fantastische Publikum hat uns zusätzlich gepusht“, lobte Culjak.
HCL: Fiederle, Schmucker; Pilz (5/3), Buemann (5), Schäle (4), Kernbach (3), Culjak (3), Mayer (2), Steinhauser (1), Khater (1), Geyer, Zembrod, Fischinger, Hecht
TSB: Weißhaar, Tosberg; M. Ewert (7/2), Martin (5), Harastko (4), Trommeshauser (4/1), Becker (1), F. Ewert (1), Ober, Lohr.