HSG Friedrichshafen/Fischbach : TSB Ravensburg 32:24 (15:9)

Bericht der Schwäbischen Zeitung Region Bodensee

(Vorabbemerkung der RAMS: der Bericht wurde aus Sicht der HSG Friedrichshafen/Fischbach „Blisshards“ geschrieben, das zur Info)

Julian auf Julian: Das war ein sehr beliebter Spielzug am Samstagabend in der Bodenseesporthalle. Und er funktionierte auch häufiger. Der stark aufgelegte Torhüter Julian Wenzel warf den Ball über das gesamte Feld auf Linksaußen Julian Fischinger, der vor dem Tor eiskalt agierte und folgerichtig am Ende mit zwölf Toren der erfolgreichste Spieler war. Mit ihrer starken Leistung trugen beide Spieler ihre HSG Friedrichshafen-Fischbach in der Handball-Bezirksliga zum klaren 32:24 (15:9)-Derbysieg gegen den TSB Ravensburg.

Fischinger trifft und Wenzel hält

Torhüter werden gerne überschwänglich gelobt. Nicht immer ist das angemessen, häufig reichen auch schon wenige leichte Paraden. Doch am Samstagabend hatte sich Julian Wenzel jedes Kompliment und jede Anerkennung mehr als verdient. „Wahnsinn“, staunte Manuel Kuttler, Trainer des TSB Ravensburg, über die Leistung des jungen HSG-Keepers. „Julian hat das Tor vernagelt und ist heute Abend Zimmermann geworden“, lobte der 32-jährige Kreisläufer Martin Westerholt den zehn Jahre jüngeren Mitspieler. Er wusste, dass Wenzel die Partie in der ersten Halbzeit maßgeblich in die Richtung der Blisshards gelenkt hat. Immer wieder vereitelte er Großchancen der Ravensburger mit Glanzparaden. Er holte gleich mehrere Bälle aus kürzester Entfernung aus dem Eck – zum Beispiel hielt er beim Stand von 5:3 für die HSG einen Wurf von Dean-Xavier Martin mit einer Hand (11.).

Nur zwei Minuten später parierte er einen Siebenmeter gegen Julian Langlois. Wenzel hatte danach noch weitere starke Aktionen und bekam dafür sogar von den Gästen Szenenapplaus. Vor 348 Zuschauern leistete er seiner Mannschaft damit einen enormen Beitrag, Ravensburg konnte so nie richtig Schwung aufnehmen und zeigte sich zudem anfällig bei Tempogegenstößen.

Mit einigen starken Pässen war Wenzel zudem auch an einigen Toren von seinem Namensvetter Fischinger direkt beteiligt. Vor dem Linksaußen warnte der TSB noch vor dem Spiel, doch die Ravensburger bekamen ihn letztlich nicht in den Griff. Er unterstrich auch das hohe Selbstvertrauen, als er einen Ball zum 11:5 ins Tor drehte (22.). „Er ist wurfvariantenreich, erkennt Situationen und ist eine ganz wichtige Stütze in der Mannschaft“, meinte Westerholt. „Uns war bewusst, dass Fischinger aus jeder Situation treffen kann“, zeigte sich Kuttler von diesem sensationellen Treffer wenig überrascht. Bei seiner Mannschaft vermisste der TSB-Trainer vor allem am Anfang die Aggressivität in der Abwehr.

Blisshards lassen keine Spannung aufkommen

Zur Halbzeit war schon eine Vorentscheidung gefallen. Die HSG führte mit 15:9, doch Nachlässigkeit war nicht angebracht. Ein Spiel kann schnell kippen – das weiß vor allem Westerholt. Der älteste Spieler der Mannschaft bezeichnete deshalb gerade die ersten zehn Minuten nach der Pause als sehr wichtig und war froh, dass die Häfler es in dieser Phase sogar schafften, die Führung auf 21:12 auszubauen. Ravensburg handelte sich nun mehrere Zwei-Minuten-Strafen ein. „Das war ein gewisser Frust, Unzufriedenheit“, sagte HSG-Trainer Andreas Rohrbeck. Seine Mannschaft wusste das aber kaum auszunutzen und nimmt das mit in die Trainingsarbeit. „Mit der Überzahl war ich nicht zufrieden, das muss konzeptionell besser werden“, so Rohrbeck. Ravensburg verkürzte bis zur 53. Minute auf 20:26, für Spannung sorgte das aber nicht mehr. Friedrichshafen-Fischbach siegte mit 32:24. Nicht nur wegen Wenzel und Fischinger, wie Rohrbeck betonte: „Ich will es nicht schmälern, aber es war eine Teamarbeit. Wir haben von Beginn an eine super Abwehr hingestellt, auch die Wechsel haben gestochen.“

Sehr überzeugt von seinem Team äußerte sich auch Westerholt. „Wir konnten uns zeigen: Wir haben es drauf“, sagte der 32-Jährige. Nach der vergangenen Saison, als die HSG punktlos aus der Landesliga abstieg, „mussten wir das Gewinnen wieder lernen“, so Westerholt. Die ersten Siege im Saisonverlauf haben ihre Wirkung aber nicht verfehlt. „Talent, Fleiß und Trainingsbeteiligung“ stimmen und momentan macht es jedem Spaß. „Wenn wir einen vollen Kader haben, können wir jeden schlagen“, ist sich Westerholt sicher und möchte selbst auch noch lange für die HSG zum Ball greifen. Die Blisshards stehen mit 12:10 Punkten zurzeit auf Rang sechs, mit der Leistung vom Samstag scheint eine Platzierung in den Top 5 aber definitiv drin zu sein. Bis zum nächsten Spiel beim Zweiten HC Lustenau am Samstag, 4. Februar, 20 Uhr dauert es nun aber drei Wochen. „Nach so einem Spiel wünscht man sich das nicht und will im Flow bleiben. Aber damit müssen wir umgehen und die Trainingseinheiten so angehen, dass Druck auf dem Kessel bleibt.“

Rams in der Negativspirale

Der TSB ist am nächsten Samstag wieder im Einsatz. Als Tabellendritter treffen die Ravensburger in der Kuppelnauhalle auf den Vorletzten TV Gerhausen II (18 Uhr). Nach drei Pleiten am Stück will das Kuttler-Team wieder in die Spur finden. Das Heimspiel gegen Gerhausen kann dabei aber nur ein Anfang sein. „Ein Spiel reicht nicht, um den Bock umzustoßen. Es ist ganz schwer, aus der Negativspirale rauszukommen“, so Kuttler. Insgeheim habe er sogar mit dem Ergebnis in Friedrichshafen gerechnet und „es wird im Verlauf der Rückrunde noch weitere solcher Erlebnisse geben“. Momentan greifen die Rädchen bei den Ravensburgern nicht ineinander. Die Fehler nach der Pleite in Friedrichshafen suchen die Rams in erster Linie bei sich. Das Offensivspiel war insgesamt zu statisch, zudem fehlte der letzte Biss und die Lockerheit aus dem Training. Für Kuttler ist das nicht neu. Bei seinen Teams sei es meist so, dass auf einen starken Saisonstart eine Schwächephase folge. Zurzeit stellt er eine Verkrampfung fest, „vielleicht sind es zu viele Ideen, zu viel Input von mir“, so Kuttler. Das ist nun „Trainersache“, dies herauszufinden, um nicht aus den Top 5 der Bezirksliga zu fallen.